Trendwende am Immobilienmarkt in Sicht?

Wenn die Bäume grüner werden und der Mai ins Land zieht, warten Statistiker und Analysten nervös auf die neuen Quartalszahlen am Immobilienmarkt. Wir haben uns für Sie umgehört.

Vielerorts sinken die Preise für Wohnimmobilien nicht mehr, mitunter ist bereits eine Marktbelebung zu beobachten. Laut einer Studie der Commerzbank wiederum könnten die Preise 2024 aber noch etwas fallen.

Seit 2022 sind die Immobilienpreise aufgrund des Zinsanstiegs deutlich gesunken. Verdiechten sich nun die Anzeichen für eine bevorstehende Trendwende? Laut einer Auswertung des Baufinanzierungsvermittlers Dr. Klein haben sich die Immobilienpreise bundesweit im ersten Quartal 2024 wieder gefangen. Dies zeigen Daten des Dr. Klein Trendindikator Immobilienpreise (DTI). Der quartalsweise, regionale Immobilienpreisindex wurde auf der Grundlage tatsächlich gezahlter Kaufpreise entwickelt.

Demnach gaben sowohl die Preise für Eigentumswohnungen als auch für Ein- und Zweifamilienhäuser vielerorts nur noch geringfügig nach. Eine Ausnahme bildet laut der Auswertung Hannover, wo die Preise für Wohnungen nochmals um rund 3% gesunken sind.

Erste Pluszeichen in Großstädten

In einigen Großstädten, wie Dresden, Köln und Stuttgart konnte ein Preisanstieg verzeichnet werden. In Dresden beispielsweise sind die Zahlen für Ein- und Zweifamilienhäuser zwischen Januar und März gestiegen. Dies könnte auf eine bevorstehende Trendwende am Immobilienmarkt hindeuten.

Interhyp bestätigt gestiegene Nachfrage

Auch der Finanzierungsvermittler Interhyp berichtet im ersten Quartal 2024 von einer gestiegenen Nachfrage. Der Immobilienmarkt hat eine spürbare Belebung erfahren. Besonders der Zinsabschwung zum Ende des vergangenen Jahres habe dafür gesorgt, dass viele Kaufinteressierte ihren Traum vom eigenen Haus nun umsetzen wollen. Laut Interhyp lag der durchschnittliche Kaufpreis für eine Immobilie zum Bau oder Kauf inklusive Nebenkosten in Deutschland im ersten Quartal 2024 bei 449.000 Euro. Das sind 2% mehr als im vierten Quartal 2023. Erstmals seit Anfang 2022 lässt sich somit wieder eine leichte Zunahme der Kaufpreise feststellen.

Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp sagt dazu: „Nach einer Stabilisierung der Kaufpreise in 2023 sehen wir zu Beginn dieses Jahres wieder leicht anziehende Immobilienpreise. Diese Entwicklung ist auf die spürbar gestiegene Nachfrage seit Jahresbeginn zurückzuführen. Es ist jedoch noch zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen“.

Leichter Aufwärtstrend auch in Berlin zu verzeichnen

Laut dem Interhyp-Immobilienpreisindex haben sich die Preise für Deutschland im Vergleich zum Vorquartal um rund 1% erhöht. Regional weisen die größeren Städte aber nach wie vor Unterschiede auf: So sind die Preise in München leicht gesunken um 0,7%, sie stagnierten in Köln, wohingegen Frankfurt, Berlin, Stuttgart und Hamburg leichte Zuwächse aufweisen würden.

Die Entwicklung der Immobilienpreise hängt maßgeblich vom Handeln der EZB ab

Der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) rechnet für das Gesamtjahr 2024 mit weiteren, gegenüber dem Vorjahr allerdings deutlich abgeschwächten Preisrückgängen. Für Wohnimmobilien bewegen sich die Prognosen von 0% bis -5%.

„Die weitere Entwicklung der Immobilienpreise hängt maßgeblich vom Handeln der EZB ab“, unterstreicht vdp-Präsident Gero Bergmann.

Kommt es zur erwarteten Zinssenkung im Laufe dieses Jahres 2024, werde es für Immobilienverkäufer und -investoren leichter, ein neues Preisgleichgewicht zu finden. Dementsprechend rechne er in den kommenden Monaten mit einer Preisstabilisierung, die bei Wohnimmobilien schon im zweiten Halbjahr 2024 einsetzen dürfte.

Commerzbank geht von weiter fallenden Preisen aus

Von einem weiteren Abwärtspotenzial hingegen geht wiederum die Commerzbank aus. Laut einer in der vergangenen Woche veröffentlichten Studie dürfte sich die Preiskorrektur in den kommenden Monaten fortsetzen. Wie es in der Analyse der Bank heißt, sei trotz des Rückgangs der Immobilienpreise die Zahl der Transaktionen immer noch deutlich geringer als vor dem Zinsanstieg. Offensichtlich klaffe noch immer eine große Lücke zwischen den Preisvorstellungen von Käufern und Verkäufern, da viele potenzielle Käufer derzeit einen Immobilienkauf zu den aktuellen Preisen nicht finanzieren könnten. Verkäufer von Bestandsimmobilien, die bislang an ihren Preisvorstellungen festgehalten haben, dürften langfristig erkennen, dass sie die Preise aus dem Jahr 2021 vorerst nicht erreichen können und preisliche Zugeständnisse machen müssen.

Die Commerzbank beruft sich auf Schätzungen der Bundesbank in deren Monatsbericht für Februar 2024. Darin heißt es, dass die Preise noch sinken müssten, um wieder mit ihren langfristigen Determinanten wie Zinsen und Einkommen in Einklang zu kommen. Gegenüber dem ersten Quartal 2024 sieht die Commerzbank, unter Berücksichtigung der Kosten für energetische Sanierungen, noch Potenzial für weitere Preiskorrekturen bei Bestandsimmobilien von 5% bis 10%.